Don Winslow: Zeit des Zorns, suhrkamp 338 Seiten

Wer keine Krimis mag, ist bei diesem Buch gut aufgehoben, es ist ein Thrillerkrimi. Und wer Krimis gerade deshalb nicht mag, weil die Sprache oft so dämlich, stumpf und groschenhefthaft ist, der ist bei Winslow auch richtig gelandet: Er kann schreiben, er hat einen sehr eigenen Stil (so eigen, dass zwei Bücher hintereinander nervig wird) und schafft mitunter knallbonbonhafte Sprachbilder, dann welche, die von Witz und Lässigkeit zeugen, dann wieder fast Reportage ähnliche und manchmal Pulp Fiction at its best.


Die Erzählperspektive dieser wilden Drogengeschichte, von zwei kalifornischen Grasbauern, die es mit den mexikanischen Kartellen zu tun bekomen, ist manchmal total unklar, es gibt keinen allwissenden, eher einen immer wieder selbst erstaunten auktorialen Erzähler und immer wieder tauchen Kommentare in Klammern oder Nachsätzen auf, die aber nicht rausreißen oder auf den Autor verweisen, sondern so scheinen, als erzähle irgendwer diesen irren Trip der zwei Männer und ihrer Freundin an einem Lagerfeuer am Strand - eine ganze Nacht lang.


Die Story ist schnell erzählt, aber auch wenn sie simpel klingt, nie vorhersehbar: Ben und Chon, der eine Kind von Therapeuten und sehr peacig drauf, der andere Ex Navy Seal und kriegserfahrene Tötungsmaschine verkaufen das beste Gras, wollen dabei keinem weh tun (Ben) oder nur wenn‘s sein muss, dann aber richtig (Chon), und werden reich, vögeln mit der gleichen Frau: Ophelia, genannt O. Was aber nicht zu Spannungen sondern zum flotten Dreier führt irgendwann. Und dann kommen die Kopfabsäger über die Grenze und wollen ihnen ihr Geschäft abnehmen und aus selbständigen Unternehmern befehlsempfangende Angestellte mit vergleichsweise geringem Lohn machen. Klar, dass sie sauer sind und Nein sagen... bis O entführt wird. Dann beginnen die beiden einen Guerillakrieg gegen das Kartell, das seine eigenen Absichten und Kämpfe und Fraktionen hat, wo jeder jeden meuchelt, wenn er die Gelegenheit hat - es ist einfach viel Geld im Spiel.


Am Ende kommt es wie es kommen muss in einem guten Roman und das Ende ist sogar so offen, dass dieser flotte, dichte, spannende und phasenweise zynisch witzige Roman einen doch überrascht und zum Nachdenken bringt. Über dies und das. Das Gras. Das Geld. Die Liebe, die dritte Welt und warum nichts besser werden wird, wenn Frauen die Welt regieren.